Aquarell, Gouache, Acryl und Öl Farbe - was ist eigentlich der Unterschied?

Aquarell, Gouache, Acryl und Öl Farbe - was ist eigentlich der Unterschied?

Was ist der Unterschied zwischen Aquarell und Gouache? Deckt Gouache so gut wie Acryl? Und ist Acryl besser als Ölfarbe? Ich versuche, das hier zu klären - oder Dir zumindest meine Erfahrungen zu teilen.

Denn es gibt in der Kunst kein besser oder schlechter. Es gibt auch kein Team Acryl oder Team Ölfarbe - jedoch hat jeder seine eigenen Präferenzen. Da gibt es Künstler, die beschränken sich auf ein Medium. Und dann gibt es Menschen wie mich, die machen heute das eine und morgen das andere - und am nächsten Tag alles zusammen.

Grundrezept für jede Farbe

Im Prinzip braucht es für eine Farbe ein Pigment - also den eigentlichen Farbstoff, ein Lösemittel - damit wird die Farbe vermalbar und kann wieder entfernt werden - und ein Bindemittel, dass dafür sorgt, das Pigment und Lösemittel sich gut durchmischen und damit die Farbe hinterher auch auf dem Medium haftet, auf dem sie haften soll. Dazu können dann noch Füllstoffe - also Stoffe, die entweder das Volumen vergrößern oder andere gewünschte Eigenschaften der fertigen Farbe beeinflussen- und Wasser kommen.

Aquarellfarbe

Hier hatte ich ja schon einiges zu den Grundlagen erklärt. Bei Aquarell bestehen die Farben aus dem Pigment, wasserlöslichen Bindemitteln (z.B. Gummi Arabicum) und einigen Füllstoffen. Das Lösungsmittel für Aquarellfarbe ist Wasser, daher gehört Aquarell zu den wasserlöslichen Farben - daher kann Aquarell auch immer wieder aktiviert werden, wenn Wasser aufgetragen wird.

Aquarellfarbe trocknet fest ein, wenn sie in Näpfen gefüllt wird - in Tubenfarbe ist dann etwas Wasser enthalten, damit die Farbe aus der Tube genommen werden kann. Man kann übrigens etwas Geld sparen, wenn man große Tuben kauft und damit leere Näpfe selbst befüllt. Ist rechnerisch günstiger. Lohnt aber nicht, wenn es eine Farbe ist, die man nicht so häufig braucht.

An Füllstoffen kommen Feuchthalte- und Fließmittel zum Einsatz, die die Oberflächenspannung des Wassers so beeinflussen, dass die Farbe wunderbar fließen kann und das Antrocknen verzögert wird. Tatsächlich lassen sich Hersteller da aber nicht so in die Karten schauen, ein beliebstes Mittel zur Verbesserung des Farbfluss ist Ochsengalle - einige Hersteller haben aber auch synthetische Ersatzstoffe im Programm. Nur letztlich steht bei Farben nicht so genau drauf, was drin ist.

Aquarellfarben trocknen heller, als sie nass aussehen - das liegt daran, dass der Glanz des Wassers die Farben dunkler erscheinen lässt. Sobald es verdunstet ist, wirkt die Farbe heller.

Berühmte Aquarell Künstler

  • Albrecht Dürer, 1471 - 1528

  • William Turner, 1775 - 1851

  • Emil Nolde, 1867-1956

  • Maria Sibylla Merian, 1647 - 1717

Gouache

Sprich: Guu-aasch - schwieriges Wort, einfach erklärt - eine deckende, wasserlösliche Farbe. Lösungsmittel ist also Wasser, Pigmente bringen die Farbe ins Spiel. Als Bindemittel muss etwas wasserlösliches her, daher wird hier auch oft Gummi Arabicum verwendet.

Moment mal - was ist denn dann der Unterschied zu Aquarell? Der liegt im Füllstoff - denn damit die Farben deckend malen können, wird Gouache traditionell gemalene Kreide hinzugefügt - heute kann statt Kreide auch andere weiße Pülverchen zum Einsatz kommen (ok, dass hört sich jetzt komisch an…)

Diese Füllstoffe führen zu der klassischen Eigenschaft der Gouachemalerei - das finale Ergebnis wirkt matt-pudrig im Farbauftrag. Ansonsten kann Gouache Alla Prima (d.h. ohne Untermalung gleich aus der Tube) vermalt werden, es empfiehlt sich jedoch eine Verdünnung, um Farbe zu sparen. Bei honigartiger Konsistenz deckt Gouache immer noch gut, je mehr Wasser, desto transparenter wird der Farbauftrag.

Auch Nass-in-Nass geht - wird aber nie so aussehen wie bei Aquarell. Die Farben sehen auch nie so luftig aus wie bei Aquarell, weil sie dieses kreidige Finish bekommen. Ein Tipp - bei Gouache ist die Pigmentqualität noch essentieller als bei Aquarell - ich musste im Studium mit der billigsten aller Gouachefarben starten. Bereits die Sekundärfarben waren bereits gräulich angehaucht - die Farben habe ich nach dem Studium dem Kindergarten meines Sohns geschenkt. Letztes Jahr habe ich einen Gutschein für den Kunstpark gewonnen - und mir ein gutes Gouacheset gegönnt. Und ich bin schockverliebt. Kein Vergleich.

Achtung beim deckend vermalen - ein beherzter Strich in die eine Richtung, nicht hin- und herschrubbeln. Du löst beim malen die untere Schicht wieder mit an und dann bekommst Du eine andere Farbe oder eben auch ein ungewollt gräulich/schmuddeligen Look. Notfalls nach dem Trocknen noch eine Schicht der helleren Farbe darüber setzen.

Gouache kommt in der Regel in Tuben, seltener in Näpfen. Seit einigen Jahren sind sogenannte “Jelly- Gouache” Trend - dabei kommen die einzelnen Farben in so einer Art kleinem Joghurtbecher (wie die Saucen in Fast- Food- Restaurants). Die Konsitenz ist genau so, wie Gouache aus der Tube.

Gouache trocknet als wasserlösliche Farbe und durch den Kreideanteil meist heller auf als sie im feuchten Zustand erscheint.

Berühmte Gouache Künstler

  • Adolph von Menzel, 1815 - 1905

  • Max Liebermann, 1847 - 1935

  • Marc Chagall, 1887 - 1985

  • Paul Wunderlich, 1927 - 2010

Acrylfarbe

Die jüngste der klassischen 4 Farbarten in der Kunst. Sie bestehen aus einer wässrigen Acrylharzdispersion, die als Bindemittel fungiert. Diese trocknet zunächst milchig weiß auf und wird nach dem Aushärten transparent. Daher werden Acrylfarben im Gegensatz zu den wasserlösliche Aquarell- und Gouachefarben dunkler nach dem Aushärten.

Acrylfarben sind wasservermalbar und wasserverdünnbar - sie sind jedoch nicht wasserlöslich, wenn das Acrylharz erst einmal ausgehärtet ist. Sie sind i.d.R. deckend (je nach Pigment und Farbton) und können ähnlich vermalt werden, wie Gouache. Allerdings besteht bei Gouache, wenn zu dick aufgetragen, die Gefahr der Rissbildung. Diese besteht bei Acrylfarben nicht - diese können auch pastos und mit Struktur aufgetragen werden. Für richtig Interessante Strukturen gibt es auch Malhilfsmittel wie Strukturpasten.

Acrylfarben trocknen sehr schnell, daher sind sie super einfach in Schichten zu vermalen - im Gegensatz zu Ölfarben gibt es hier keine Regeln, wie dick-/dünn die einzelnen Schichten sein dürfen. Auch haben Acrylfarben eine sehr schnelle Trocknungszeit - ein Vorteil gegenüber der Ölfarbe, die bis zu einem Jahr zum vollständigen Aushärten benötigt. Möchtest Du die Offenzeit verlängern, dann gibt es sogenannte Retarder, d.h. Trocknungsverzögerer, die Du Deinen Farben beimischen kannst.

Acrylharzfarben gibt es erst seit 1940 im Kunstbedarf, trotzdem sind sie inzwischen ein Klassiker in der Kunst. Ölmaler nutzen sie zur Untermalung, um die Arbeitszeit für das Gesamtwerk zu verringern. In der abstrakten Kunst werden sie oft mit Strukturmitteln eingesetzt, um plastische Bilder mit geringer Trocknungszeit zu realisieren. Und für Malanfänger werden sie oft als das Medium angepriesen - denn sie haben sehr viele Vorteile, die die Malerei einfach und intuitiv gestalten.

Berühmte Acryl Künstler

  • Andy Warhol, 1928 - 1987

  • Roy Lichtenstein, 1923 - 1997

  • Mark Rothko, 1903 - 1970

  • Bridget Riley, geb. 1931

Ölfarbe

Oft die hohe Schule der Malerei bezeichnet - denn sie haben den Ruf, viel Erfahrung zum meistern zu benötigen und eine aufwändige Verarbeitung zu benötigen. Dies stimmt jedoch nicht unbedingt.

Sie bestehen aus trocknenden Ölen als Bindemittel sowie dem farbgebenden Pigment. Trocknende Öle härten aus und bilden zusammen mit den Pigmenten die gewünschte Farbschicht - der Aushärtungsprozess kann aber dauern. Schon bei verdünnten Schichten kann er mehrere Tage benötigen, bei dickerem Farbauftrag Jahre bis Jahrzehnte.

Die lange Offenzeit ermöglicht jedoch ganz eigene Techniken - auch bei der Ölmalerei gibt es Nass-in-Nass-Techniken, die kennst Du bestimmt, wenn Du schon einmal Bob Ross gesehen hast. Und genau an diesem Beispiel sieht man, dass es gar nicht so aufwendig ist - denn diese Bilder werden in einem Arbeitsgang gemalt.

Ich male meist auch in der Alla Prima Technik - dabei male ich alle Schichten noch nass ineinander, mische manche Farbtöne dadurch erst auf der Leinwand. So bin ich an einem Tag fertig - das Bild muss dann zwar immer noch lange trocknen, jedoch geht das ja auch in einer ruhigen Ecke auf der Staffelei.

Die bekannten alten Meister wie Leornardo Davinci haben die sogenannte Schichtenmalerei angewandt - hierbei wird zunächst eine Untermalung mit den Schatten und Lichtflächen angelegt, danach werden die übrigen Schichten nach und nach aufgetragen. Dabei gilt die Regel fett auf mager - in der untersten Schicht werden die Ölfarben mit Verdünner stark verdünnt, in jeder weiteren Schicht wird mehr Öl als Malmittel hinzugefügt, so dass die Farbe eben “fetter” wird. Würde man anders herum schicht, würden sich Risse in den Schichten bilden - durch die genannten Trockungszeiten. Diese Arbeitsweise braucht sehr viel Planung - und Zeit. Wenn die Farbe “handtrocken” ist, d.h. sich nicht mehr klebrig anfühlt, wenn Du mit dem Handrücken fühlst, darf ein Zwischenfirnis aufgebracht werden. Der endgültige Schlussfirnis erst nach frühestens einem Jahr.

Im Gegensatz zu Acrylfarben arbeitet man bei Öl daher oft mit Sikkativen, sogenannten Trocknungsbeschleunigern.

Ein weiterer vermeintlicher Nachteil von Ölfarben - sie werden mit Lösungsmitteln verdünnt und die Pinsel müssen mit Terpentin ausgewaschen werden. Klassische Ölfarben sind nicht wasserverdünnbar oder vermalbar, das ist richtig. Allerdings wird heute nicht mehr zwingend Terpentin als Verdünner/ Lösungsmittel benötigt. Meine Favoriten ist die Green for Oil Serie von Sennelier, hier gibt es lösungsmittelfreien Verdünner sowie ein flüssiges und ein pastoses Malmittel. Ansonsten gibt es andere tolle geruchsfreie Vedünner - Gamsol von Gamblin oder Chelsea Classic Studio Lavender Spike Oil - da duftet es dann gleich noch herrlich wie bei Oma.

Relativ neu am Markt sind Mittel, die klassische Ölfarben eben doch wasservermalbar machen - oder gleich ganze Linien mit wasservermalbaren Künstlerfarben (stehen auf meiner Geburtstagswunschliste, ich werde also berichten). Mit der richtigen Technik kann man sogar Acryl- und Ölfarben über- und ineinander vermalen - wie z.B. bei meinem Werk Nora:

Mixed Media Acryl-/ Ölfarbe

Wenn Öl mit Lösungsmittel stark verdünnt wird, kann es nach trocknen auch fast sofort mit Acryl wieder übermalt werden - wichtig ist dabei der sehr verdünnte Auftrag. Diese Technik nutzt der Künstler Nikolas Antoniou, der bei Domestika einen Kurs dazu im Angebot hat.

Ölfarbe bietet so viele Möglichkeiten, dass es auf den ersten Blick recht komplex wirkt - jedoch ist sie keineswegs nicht Anfänger geeignet. Viele der Nachteile, die im Vergleich zu Acryl immer genannt werden, empfinde ich persönlich sogar als Vorteil.

Berühmte Maler, die mit Ölfarben gearbeitet haben:

  • Jan Vermeer, 1632 - 1675

  • Vincent Van Gogh, 1853 - 1890

  • Claude Monet, 1840 - 1926

  • Leonardo Davinci, 1452 - 1519

Uff, das war jetzt viel Text - ich hoffe, der Überblick hilft, die richtige Farbe für Dich zu finden - falls Du Fragen hast, schreib sie mir gern in die Kommentare. Ich werde auch zu den einzelnen Farben noch ausführlicher berichten und die Unterschiede an Beispielen zeigen.

Schreibe mir auch gern Anregungen und Wünsche in die Kommentare, über was ich noch schreiben soll.

Bis zum nächsten Artikel, bleib kreativ!

Sabrina

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